Diakonische Basisgemeinschaft in Hamburg
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Leben in Gemeinschaft
Sommer bei Brot & Rosen

Unsere Kinder kochten für alle zum internen Einweihungsfest der neuen Räume ein leckeres Abendessen!

Zwei von Marcellas berühmten Pinata-Kreationen

Ein sommerlicher Hausausflug an die Nordsee bringt Spaß

von Manuel Beyer / September 2015

Dieses Jahr sind wir mit einer Festwoche in die Sommerpause gestartet. Sie begann mit einem sommerlichen Grillfest für Jonas und seine Freundin, die ihr Abitur bestanden haben. Dabei durfte natürlich auch eine von Maricellas berühmten Piñatas nicht fehlen. Die Piñata ist eine phantasievolle Pappmachéfigur gefüllt mit Süßigkeiten. Sie hängt in der Luft und wird von den Kindern mit verbunden Augen und einem Stock so lange bearbeitet, bis sie platzt und der symbolische Glückssegen sich über alle ergießt. Die Feierlichkeiten gingen zwei Tage später weiter mit dem Ende des vierwöchigen Ramadanfastens von Hilal. Für mich war es ein ganz besonderer Moment, abends um zehn in der lauen Sommerluft auf unserer Terrasse zu sitzen, gemeinsam zu schlemmen und das Leben zu genießen; nicht zuletzt mit einem eigens für Hilal vorbereiteten Schokodessert. Denn unser syrischer Mitbewohner hat hier im Haus die Konditorenkunst für sich entdeckt und beglückt uns immer wieder mit seinen Kreationen. Den krönenden Abschluss bildete Alexandras Geburtsfeier in der Holsteinischen Schweiz. Astrid Schukat und Fanny Dethloff hatten uns zu sich aufs Land eingeladen. Auf ihrer riesigen Wiese verbrachten viele von uns ein wunderschönes Wochenende mit den Hunden, Rugbyspielen und nächtlichem Lagerfeuer.

Keine Sommerpause auf der Baustelle...

Nach den ersten gemeinsamen Arbeitswochen auf unserer Baustelle schien es ruhig zu werden im Haus. Viele machten sich auf den Weg in den wohlverdienten Urlaub: an die Ostsee, nach Taizé, Italien und Österreich. Doch die Ruhe war nur eine scheinbare, denn für die Daheimgebliebenen ging ja unser Umbau weiter. Auch wenn der Architekt des Kirchenkreises die Handwerker umsichtig koordinierte und die Zusammenarbeit mit ihm super klappte, blieb doch viel zu tun: planen, organisieren, und vor allem immer wieder selbst mit anpacken. Wir haben Wände gespachtelt und viele Eimer Farbe vermalert. Nach dem Aufräumen und Möbel Aufbauen sind mittlerweile die neuen Zimmer bezogen! Im Wohnzimmer haben wir schon unseren ersten Hausgottesdienst gefeiert, auch wenn es noch nicht fertig eingerichtet ist. Wir haben es zwar nicht, wie erhofft, bis Mitte August fertig bekommen, doch das Ende ist absehbar und es sind jetzt vor allem viele Kleinigkeiten zu bedenken und zu fertigzustellen.

Dankbar haben wir uns Anfang August an Ilona erinnert, ihr Todes- und Geburtstag liegen ja innerhalb einer Woche. Wir haben an sie mit ihrem Lieblingsessen gedacht – indische Currys und frische Waffeln. Sie ist nicht vergessen und wird immer wieder vermisst, besonders ihr aufmerksames Da-Sein und ihre Herzlichkeit.

Wir hatten auch immer wieder Sommerbesuch: syrische und lateinamerikanische Verwandte kamen für einige Tage; Elena Klett vom Bodensee hat uns besucht, um nach ihren intensiven Catholic Worker-Erfahrungen in Los Angeles auch mal die Geschwister in Deutschland kennenzulernen; Noahs Großeltern und Tanten waren da, um seine Krabbelphase auch einmal „live und ungeschnitten“ mitzuerleben. Und als es einmal ruhiger war, haben sie gleich einen Großputz im Esszimmer und auf der Terrasse veranstaltet.

... und schon gar nicht bei Abschiebungen von Roma

Mich persönlich hat in den letzten Wochen einmal mehr die bedrückende Lebenslage der Roma in den Balkanstaaten sehr umgetrieben. Zwei Romafamilien lebten in letzter Zeit im Haus mit uns zusammen. Dadurch bekommen theoretische Mediendebatten ein Gesicht – es sind Väter, Mütter und Kinder mit einem Namen.

Es macht mich wütend und ratlos, wie „gute“ und „schlechte“ Migrant_innen gegeneinander ausgespielt werden und mit welcher Kaltherzigkeit „die Leute vom Balkan“ so schnell wie möglich wieder abgeschoben werden sollen. Doch wohin? Einer der Väter zeigte uns ein kurzes Video im Internet. Darin sahen wir einen Slum mit Baracken im Schlamm und ohne Abwasser. Vor allem zeigte er uns darin seine Verwandten und die Hütte seiner Schwiegermutter, in der er mit Frau und Tochter nach einer Abschiebung leben müsste (http://www.dailymotion.com/video/ x2no8k4). Was jeder in den offiziellen Berichten der EU, der UNO und zahlreicher Menschenrechtsorganisationen nachlesen kann, wird in der politischen Diskussion einfach ignoriert: Besonders für Roma ist die menschenrechtliche Lage sehr prekär. Selbst die EU-Kommission beschreibt die Roma als unter unwürdigen Lebensbedingungen in einem Teufelskreis aus Armut und Arbeitslosigkeit gefangen. Sie haben beispielsweise in Mazedonien eine Lebenserwartung, die 10 Jahre unter der Gesamtbevölkerung liegt und eine doppelt so hohe Kindersterblichkeit.

Diesen Menschen begegne ich hier im Haus oder ich begleite sie im verzweifelten Versuch, mit der deutschen Bürokratie überhaupt in Kontakt zu kommen, die sie abwimmelt und durch Hamburg schickt, anstatt ihre Rechte zu achten. Eine Familie wird trotz mitgebrachter Heiratsdokumente einfach auseinandergerissen und über Monate in verschiedenen Städten in Lager gebracht. Eine schwer traumatisierte Frau, die psychiatrische Behandlung braucht, wird einfach abgeschoben.

Es macht mich traurig und beschämt mich, wie wir als eines der reichsten Länder dieser Welt mit den Menschenrechten umgehen. Wir vergessen dabei unsere eigene Geschichte: Zum einen sind diejenigen, die kommen, die Enkel und Urenkel der Überlebenden, denn in der Nazidiktatur wurden eine halbe Million Roma ermordet. Und zum anderen wandern bis heute auch viele Deutsche aus: Zum Beispiel leben in den USA ca. 300 Millionen Menschen und von diesen haben ca. 50 Millionen eine deutsche Herkunft. Der Blick in die deutsche Geschichte zeigt, dass es normal ist, aus Armut und Hunger, aus Arbeitslosigkeit und fehlender Schulbildung auszuwandern.

Deutschland kann es sich leisten die Menschenrechte auf Nahrung und Wohnung, auf Bildung und Arbeit, auf Medizin und Teilhabe einzuhalten. Und es braucht viele Menschen, die an einer gemeinsamen Zukunft mitbauen und ihre (Arbeits-)Kraft einbringen wollen. Dass dies gelingen kann, erleben wir im Kleinen immer wieder hier im Haus.



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