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Sommerzeit bei Brot & Rosen

Blanche mit HausgenossInnen beim Mondlicht-Stadtparkausflug

von Blanche T. und Birke Kleinwächter/ September 2017

Blanche aus Elfenbeinküste lebt seit 1 ¾ Jahren bei Brot & Rosen. Wer diese kleine Person sieht, die gerne die zu kleinen Klamotten von Lea (14 Jahre) erbt, und wer ihr ansteckendes Lachen hört, glaubt nicht, dass sie eine schwere Fluchtgeschichte hinter sich hat. Wenn man aber sieht, wie viel Energie sie hat, kann man auch verstehen, warum sie es allen Widrigkeiten zum Trotz hierher geschafft hat. Weil Blanche den ganzen Sommer über hier war, hat sie im Gespräch mit Birke Kleinwächter einiges zu erzählen.

Birke: Blanche, Du warst den ganzen Sommer hier im Haus. Wie war das für Dich?

Blanche: Die Sommerzeit war sehr toll für mich, weil wir Ausflüge machten, z.B. zum Campingplatz. Wir hatten auch viel Besuch. Kurz vorm G20-Gipfel ging es los, und bis jetzt sind Besucherinnen im Haus, nämlich die beiden Mütter von Maja und Zahir. Einen von den Besuchern habe ich in besonders guter Erinnerung, weil er für uns gekocht hat und das sehr lecker! Schön war es auch mit Anne und Manuel Rogers und ihren beiden Kindern Noah und Sarah, die da waren, als Gerstners und Kleinwächters verreist waren. Ich habe viel gelacht mit den Kindern, es war sehr lustig. Am allerwichtigsten ist aber für mich, dass ich nun eine Identität habe, nämlich durch ein Papier, das mein Aufenthaltsrecht bescheinigt. Zum Glück habe ich die Erlaubnis in Hamburg zu sein, weil ich hier regelmäßig zur Therapie gehe. Aber ich muss trotzdem einmal im Monat nach Wolfsburg fahren, um dort die Sozialhilfe und eventuell Post abzuholen. Ich wünsche mir, dass ich das bald alles in Hamburg erledigen kann. Für mich ist Brot & Rosen eine wunderbare Familie; alle sind eine große Hilfe für mich. Ich freue mich, dass ich im Haus helfen kann und so etwas zurückgeben kann.

Bi: Aber es war doch auch ganz schön chaotisch diesen Sommer, weil wir eine Zeit lang keine richtige Küche hatten?

Bl: Für mich war das nicht so schlimm. Wir haben ja zum Glück eine Zweitküche unten beim Wohnzimmer. Darüber habe ich mich gefreut. Vier Wochen lang haben wir dort gekocht und gegessen. Und toll für mich war, dass alle immer ihr Geschirr selber sofort abwaschen, abtrocknen und wegräumen mussten. Jetzt hoffe ich, dass alle das noch lange weiter so machen. Unsere neue Küche ist noch nicht ganz fertig, aber sehr schön. Hoffentlich kommen die Handwerker bald für die allerletzten Arbeiten. Aber wir können schon wieder oben kochen und essen. Und jetzt haben wir mehr Platz für alles. Karen, Birke und ich haben die neue Küche eingeräumt. Ich habe außerdem alles von der Küche unten wieder nach oben getragen. Das war für mich toll, weil es mir geholfen hat, meinen ganzen persönlichen Stress zu vergessen. Außerdem weiß ich jetzt sehr gut, was wo ist.

Bi: Mitte Juli haben wir ja unsere Freiwillige Elena verabschiedet. Wie war das für Dich?

Bl: Traurig und schön, weil ich bei der Party viel getanzt habe! So ist das bei uns immer: Auch wenn es eigentlich traurig ist, versuchen wir das Beste daraus zu machen. Und weil wir viele sind, müssen wir nicht alleine traurig sein. Elena ist meine Freundin geworden und wir haben noch Kontakt. Sie ist gerade wieder in Los Angeles in ihrer geliebten Suppenküche. Außerdem flog Anfang August Karen nach Honduras. Karen ist meine Freundin und ich hatte Angst, dass sie lange nicht wieder kommt. Aber alles ging gut und sie kam pünktlich und glücklich Ende August zurück. Nur ihr Koffer fehlte, und das ganz schön lange. Erst eine Woche später konnte sie ihn vom Flughafen abholen. Ich habe mich mit ihr gefreut, als ich sah, wie sie gerade den Koffer ins Haus schleppte, und ich war gespannt, was sie mir mitgebracht hat.

Bi: Was ist noch passiert?

Bl: Ich habe meine B1-Deutsch-Prüfung bestanden!!! Darauf bin ich stolz. Aber ich lerne trotzdem fleißig weiter, weil ich noch besser Deutsch schreiben können will. Nächsten Monat fange ich einen Orientierungskurs an. Dort soll ich etwas lernen über die Geschichte und das Leben in Deutschland. Vermutlich weiß ich schon mehr darüber als die anderen im Kurs, weil ich hier bei Brot & Rosen lebe und dadurch schon viel über die merkwürdigen Deutschen gelernt habe. Aber das werde ich ja sehen. Das war jetzt mein zweiter Sommer bei Brot & Rosen. Obwohl ich nicht verreist bin, war es ein schöner und besonderer Sommer für mich.

Bi: Was erhoffst Du Dir für die Zukunft?

Bl: Als erstes freue ich mich auf unsere Reise als Hausgemeinschaft an die Ostsee Anfang Oktober. Da waren wir letztes Jahr schon, das war für mich sehr toll. Ich möchte gerne weiter lernen und die B2-Prüfung machen. Ich würde gerne eine Ausbildung zur Bankkauffrau machen. Oder Sozialarbeit finde ich interessant, weil ich gerne Menschen helfen möchte, egal wie alt sie sind. Mein Leben war nicht einfach, deswegen möchte ich Menschen helfen, damit sie es leichter haben.



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