Diakonische Basisgemeinschaft in Hamburg
Arbeit für Frieden und Gerechtigkeit
Gastfreundschaft für Flüchtlinge
Leben in Gemeinschaft
Gutes Leben für Alle

von Inka Gente / Dezember 2017

Seit Jahren bieten wir Menschen, die eine Auszeit oder einen Teil davon bei uns verbringen wollen, eine aktive „Sabbat- bzw. Studienzeit“ an. Im November lebte die Pfarrerin Inka Gente drei Wochen bei uns und beteiligte sich an unserem Alltag. Hier eine kurze Reflektion über ihr Hier-Sein.

Man müsste…, man sollte..., man könnte doch... Solche Sätze denke ich, wenn ich mit kritischem Blick das eigene Leben angesichts ungerechter Zustände und verschwenderischen Ressourcenverbrauchs betrachte. Darum wollte ich Menschen be-suchen, die beim „man müsste“ nicht stehen geblieben sind, sondern sich für ein sehr konsequentes Leben entschieden haben. Drei Wochen darf ich die Gastfreundschaft bei Brot & Rosen genießen, die vor allem aber auch den Menschen gilt, die sich gezwungen sahen, ihr altes Leben hinter sich zu lassen. Während beim Packen vorher mein Gepäck wuchs, dachte ich: „Was denken die wohl, wenn ich mit einem Haufen Zeugs da aufkreuze, auf so vieles selbst für ein paar Wochen nicht verzichten kann? In welchem kritischen Licht wird mein Leben aus der Perspektive von Brot & Rosen erscheinen?“. Und auch dies gab es im Vorfeld: Neben Neugierigen und „Neidischen“ auch die Menschen, die etwas zweifelnd guckten, wenn ich von meinem Vorhaben sprach - ich vermute, weil sie bei so viel „Ethik“ Enge und Spaßbremsen befürchteten.
Aber wie ich selbst zugleich schon ahnte und wie es sich bei der Ankunft und den ersten Stunden gleich bestätigt hat - all das ist nicht das Problem der Menschen bei Brot & Rosen.

Die wirkliche Spaßbremse ist eben das eigene „eigentlich müsste / will ich ...“, so eine Art Hintergrundrauschen oder Tinnitus im Leben. In der Zeit bei Brot & Rosen konnte ich viele meiner Handlungsblockaden, aber auch meiner Mög-lichkeiten in klarerem Licht sehen, und dabei ist die ethische Ebene nur ein Aspekt. Es geht um ein gutes Leben für alle und das ist viel mehr und zum großen Teil Geschenk – was man in einer Gemeinschaft, die vom Teilen, Spenden und vom Übriggebliebenen lebt, gut erfahren kann. Und in der Gastfreundschaft, die schnell zu etwas Gegenseitigem wird und bewirkt, dass es ganz leicht wird, sich und andere gnädig und mit Liebe anzusehen.

Mein Besuch bei Brot & Rosen war Teil einer persönlichen „Forschungsreise“. Für meinen dreimonatigen Studienurlaub hatte ich mir vorgenommen, viele Menschen zu treffen, die sich auf verschiedenen Wegen politisch engagieren, auch gerade solche, die es mit christlichem Hintergrund tun. Wo kann ich selbst da andocken? Denn ich war unzufrieden damit, wie mein politisches Denken und mein Leben und Arbeiten nicht so recht eine Einheit bilden wollen.

Ich habe also mit VertreterInnen vieler Parteien gesprochen, die sich zugleich bewusst als ChristInnen engagieren, habe an sehr verschiedenen Treffen teilgenommen, viel Neues gelernt und gehört, von AktivistInnen und Intellektuellen, habe mich mit Rechtspopulismus, der Zukunft Europas und der Postwachstumsbewegung auseinandergesetzt. Überall habe ich viel gelernt und bin auch auf große Offenheit gestoßen, habe tolle Gespräche gehabt und wohltuende Akzeptanz erlebt. Brot & Rosen war dabei sicherlich die Krönung, weil Akzeptanz und Teilen hier Programm sind – von innen her getragen und mit Überzeugung gelebt.

Was ich mitnehmen kann in mein Alltagsleben: Auch das „andere“ Leben bei Brot & Rosen ist ein „normales Leben“. Die Entschiedenheit und Klarheit in der Lebensweise, die Offenheit und Achtung, bewirken viel „Heilendes“ sehr konkret für die Menschen im Haus, und zugleich ja auch für ein eigenes gutes Leben. Brot & Rosen liegt nicht auf einem anderen Stern. Darum, glaube ich, kann ich auch Impulse hineintragen in den eigenen Alltag.

Wenn solche Impulse aus meinen Erfahrungen auf fruchtbaren Boden fallen sollten, liegt das in erster Linie wohl nicht an neuen Erkenntnissen. Es liegt wohl eher daran, wie ich von allen, die hier zusammen leben oder in der Zeit zu Besuch kamen, offen an- und aufgenommen wurde; dass sie mich mit bekocht, mir erzählt und zugehört, mir Vertrauen geschenkt, mit mir gefeiert haben. So ist es mit der Gastfreundschaft Jesu, mit der gutes Leben für alle anfängt. Dafür danke ich allen, denen ich hier begegnet bin.



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