Diakonische Basisgemeinschaft in Hamburg
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Unser täglich Brot

von Birke Kleinwächter / Oktober 2016

Vor einiger Zeit stieß ich durch einen mir neuen „Fastenwegweiser“ auf einen Gedanken, der mich sofort packte und der in mir weiterarbeitete.

Es ist ein Satz aus dem Vaterunser mit Erläuterungen von Karl Rahner (Kath. Theologe des letzten Jahrhunderts): „Gib uns heute unser tägliches Brot, lass uns auch darum bitten, damit wir uns nie mit Dir verwechseln, selbst nicht in der Stunde, da Du uns nahe bist, sondern wenigstens an unserem Hunger merken, dass wir arme und unwichtige Geschöpfe sind“.

Ich gebe zu, dass ich, obwohl ich sofort erfasst war von diesem Satz, erst einmal rebellierte gegen diese Formulierung „arme und unwichtige Geschöpfe“. Hallo? Unwichtig? Wir? Sind wir nicht alle besonders wichtig für Gott? Mit dieser Formulierung war ich gar nicht einverstanden!

Trotzdem drängte es mich, mit einer Spurensuche zu beginnen, herauszu-finden, warum der Satz mich so ansprach:

Ich lebe ja in der Gemeinschaft Brot & Rosen. Von Montags bis Freitags halten wir ein kurzes Morgengebet. Montags ist es etwas länger und beinhaltet ein freies Fürbittengebet und ein einfaches Abendmahl, besser: Agape-Mahl.

Ich habe selten gefrühstückt vor unseren Andachten. Im Laufe der Jahre habe ich gemerkt, wie gut es mir tut, „hungrig“ zum Abendmahl zu gehen.

Die Montags-Andacht wird reihum von einer Person von uns vorbereitet. Wir backen weder frisches Brot für unser Mini-Abendmahl noch kaufen wir es frisch beim Bäcker. Vielmehr gehen wir zur Brotdose in unserer Küche und nehmen eine beliebige Scheibe heraus.

Wenn ich dann unten im Andachtsraum sitze, sehe ich also diese Scheibe Brot. Oft bin ich neugierig, wie es schmecken wird. Manchmal merke ich, dass mein Magen anfängt zu knurren.

Die Einsetzungsworte lesen wir gemeinsam. Das Brot wird herumgereicht.

Wenn es mir gut schmeckt, bin ich begeistert und denke, davon esse ich gleich eine Scheibe zum Frühstück. Ich habe viel verschiedenes Brot bei unseren Abendmahlen kennenge-lernt. Es war sogar auch mal nicht mehr gut, und von Rosinenbrötchen bis sehr hartem Brot war alles dabei.

Aber das Gefühl, das sich bei mir über die Jahre eingestellt hat, ist: Ich habe ein vielfältiges Verlangen nach diesem Brot. Ich will es und ich brauche es.

Brot essen zu können, Brot essen zu müssen – damit ich nicht verhungere -, zeigt meine Abhängigkeit von anderen Menschen, zeigt z.B. auch meine Abhängigkeit vom Wetter – Sonne allein lässt kein Getreide reifen. Von allem, was ich brauche, um zu Essen zu haben.

Seit ich bei Brot & Rosen bin, habe ich fast nie mehr selber Brot gebacken, weil wir genügend, manchmal mehr als genug, geschenkt kriegen. Das ist der Überschuss unserer Wohlstandsgesellschaft.

Wenn ich mich dann sehe in diesem Überfluss, dann steht fest, dass ich nur ein Rädchen bin in einem riesigen Getriebe, ein Element in einem unüberschaubar großen Ganzen. Mit anderen Worten: Ich muss einräumen, dass ich für die Produktion von Lebensmitteln tatsächlich sehr unbedeutsam bin.

Aber! Ich kann jemand anderes wichtig machen – durch Teilen! Durch die Einladung an meinen, an unseren Tisch. Ich bin unwichtig, was die Produktion angeht, aber das, was mir zufällt, das kann, das sollte ich teilen. Und zwar in aller Bescheidenheit. Denn es ist nicht mein Verdienst, dass ich einen Zugang zu wichtigen, lebensnotwendigen Ressourcen habe, der anderen verwehrt bleibt.

Ich danke für unser tägliches Brot – und ich ergänze: Lehre uns täglich, es zu teilen.



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