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Wohin führt diese Gewalt?

Politische Karte von Georgien und seinen Nachbarn im Kaukasus, 1999.

2008: zerstörte Schule in einem georgischen Dorf in Süd-Ossetien

Georgien 2008: Flüchtlingskind

von Salome Kwaßchwadze / Juni 2010

Salome Kwaßchwadze aus Georgien wohnt seit Sommer 2009 bei Brot & Rosen. Im April gestaltete sie einen Offenen Abend über ihr Heimatland. Wir drucken eine Kurzfassung ihrer persönlichen Sicht über das politische Verhältnis zwischen Georgien und Russland, das mit dem Krieg im August 2008 noch weiter zerrüttet wurde.

Im August 2008 fing erneut ein Krieg zwischen Russland und Georgien an. Vorher definierte man die Unruhen im Land als „ethnische Konflikte“ zwischen der abchasischen, georgischen und ossetischen Bevölkerung. In Wirklichkeit lebten die Völker in Georgien Jahrhunderte lang in Frieden miteinander und sie tun es auch heute noch außerhalb der Konfliktzonen. Im Grunde kommt das Unverständnis nicht von nationalen oder kulturellen Verschiedenheiten. Die Ursache liegt in der herrschsüchtigen Politik des ehemaligen russischen Imperiums, das seine Allmacht in der kaukasischen Region nicht verlieren will, weil Kaukasien ein möglicher alternativer Weg der Lieferung von Öl und Gas für Europa ist.

Georgien hat schon genug bittere Erfahrungen mit der russischen Herrschaft gemacht. Es fing im Jahr 1801 an, als das Zarenreich einen Schutzvertrag mit Ostgeorgien missbraucht hat und im Namen der Freundschaft das Land annektierte und sein Könighaus entthronte. Da beide Länder christlich-orthodox waren und Georgien sich vom osmanischen Reich bedroht sah, vertrauten am Anfang die Leute dem neuen Partner. Doch bald schränkte das Imperium die georgische Kultur, Sprache, Schrift und auch die Kirche ein. Im Jahr 327 wurde das Christentum zur Staatsreligion Georgiens erklärt und trotzdem hat das Zarenreich die autokephale (eigenständige) Georgische Orthodoxe Apostelkirche abgeschafft. Nur mit viel Geduld und Widerstand hat die Kirche ihren Platz zurückbekommen.

Nach der Oktoberrevolution erklärte sich Georgien am 26. Mai 1918 für unabhängig. Damals, wie auch heute, verlangte Russland von Georgien die Neutralität. Georgien akzeptierte dies. Dennoch wurde die Demokratische Republik Georgien im Februar 1921 von der Roten Armee besetzt und in die Sowjetunion eingegliedert. Ausgerechnet während der Sowjetzeit wurde die abchasische und südossetische Autonomie in Georgien gegründet, mit der Absicht später nationale Konflikte zu provozieren und damit das Land gefangen zu halten.

Am 9. April 1991 erklärte sich Georgien erneut für unabhängig, aber bis jetzt gibt es keine richtige Freiheit und keinen Frieden. Georgiens erster Präsident nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit, Swiad Gamsachurdia, wurde durch einen Putsch abgelöst. Sein Nachfolger der frühere georgische KP-Chef und sowjetische Außenminister Eduard Schewardnadse führte das Land in Krieg, Chaos, Diktatur, Wirtschaftskrise und Korruption.

In den Jahren 1991-93, während des ersten Krieges in Georgien, wurde mehr als Hälfte der Bevölkerung von Abchasien und Südossetien, 258 000 Menschen, in andere Regionen Georgiens vertrieben. Insgesamt hat Georgien rund 4,5 Millionen Einwohner. Nach der „Friedens“-Zeit mit der so genannten „Friedens“-Armee der GUS, die ihrer Aufgabe nicht gerecht wurde, hat sich dieser Konflikt noch mehr vertieft. In Abchasien und Südossetien hat die russische Regierung russische Ausweise ausgegeben. In den Schulen ist die georgische Sprache verboten. Russland hat eine wirtschaftliche und politische Blockade gegen Georgien beschlossen. Im Jahr 2006 wurden viele tausend Menschen, nur weil sie Georgier waren, von Russland nach Georgien abgeschoben. Kranke starben unterwegs, die Grenzen wurden geschlossen. Es gibt auch keine Flüge mehr, obwohl viele Menschen Verwandte in Russland haben.

Im August 2008 fing erneut ein Krieg zwischen Russland und Georgien an. Nach diesem Krieg gibt es erneut 26 000 Vertriebene, ein Fünftel Georgiens ist besetzt, die russische Armee steht nur 25 km. von der Hauptstadt Tiflis entfernt, Russland baut eine Militärbasis und eine Mauer durch Georgien, wie es sie in Berlin gab. Wohin führt diese Gewalt? Schon lange frage ich mich: Was kann ich dagegen tun?

Eigentlich dauert dieser Krieg schon 209 Jahre, das Jahr 2008 war nur die Mahnung für die Welt, dass im Kaukasus das kleine Land Georgien ist, das Eure Unterstützung braucht.



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