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Rollenspiele, Neurodiversität und "brutale Güte"
von Judith Samson / Juni 2024 Rund 25 Menschen von Catholic-Worker-Gemeinschaften aus Amsterdam, Hamburg, London und Brighton sowie Einzelpersonen trafen sich vom 8. - 12. Mai im Environmental Activity Centre in Cudham zu Austausch, Reflexion und geselligem Beisammensein. Jedes Jahr finden diese Treffen in einem anderen Land statt. Cudham liegt südlich von London in der Grafschaft Kent. Die Tage waren vor allem durch diverse Workshops und Bezugsgruppen geprägt. In den Bezugsgruppen finden sich diejenigen zusammen, die eine bestimmte Aufgabe während des Treffens übernehmen: einen Kabarett-Abend oder den Gottesdienst gestalten oder die abschließende Evaluation planen oder die tägliche Frühstücksvorbereitung. Jede Gemeinschaft ist einmal für das Abendessen und die Gestaltung der morgendlichen Andacht zuständig. Die Amsterdamer*innen eröffneten am ersten Abend die Community Updates. So berichteten sie unter anderem vom eigenen Garten, ihrem Lebensmittel-Verteil-Schrank und den „Steinchen für Steinchen“-Schotteraktionen auf den Gleisen der Amsterdamer Kohlezüge. Die Amstelveener Dorothy-Gemeinschaft freut sich, dass ihr Haus bald fertig gebaut ist und ihr Leben der Gastfreundschaft bald beginnen kann. Die Freiwilligen der London Catholic Worker Farm berichteten uns von ihrem anstehenden Farmfestival mit mehr als 30 Bands. Für die Brightoner Catholic Worker Gemeinschaft beginnt bald ein neues Kapitel in Liverpool-Birkenhead, weil eines ihrer Kernmitglieder als methodistischer Pastor dort eine neue Stelle beginnt. Und wir von Brot & Rosen berichteten u.a. von unseren gerade installierten Solarpanelen und unserer Teilnahme an Mahnwachen für den Frieden und gegen Abschiebungen. Offener Brief Der Workshop „Israel, Palästina & wir“ begann mit einem offenen Brief von palästinensischen an westliche Christ*innen (aus dem aktuellen Rundbrief des London Catholic Worker). Darin rufen verschiedenste palästinensische Gruppen ihre westlichen Glaubensgeschwister auf, ihre bedingungslose Unterstützung für Israel zu überdenken und zu bereuen. Sie drücken ihre Verstörung aus, dass viele westliche Christ*innen schweigen angesichts des Todes von so vielen palästinensischen Zivilist*innen und darüber, dass sie die Besetzung Palästinas durch Israel unterstützen. Sie selbst vertreten einen kreativen, gewaltfreien Widerstand und weisen jede Form von Theologie zurück, die die Kriege der Mächtigen unterstützt und fordern westliche Christ*innen auf, sich ihnen darin anzuschließen. In der anschließenden Diskussion wurde festgestellt, dass der jeweilige historische Kontext des eigenen Landes, besonders im Falle von England und Deutschland, natürlich eine wichtige Rolle für unsere jeweilige Haltung und unseren Kenntnisstand spielt. Wichtig sei es, Diskussionsräume offen zu halten und nuanciert zu diskutieren, ohne zu schnell mit dem Vorwurf des Antisemitismus zu reagieren. Machtstrukturen und Gewaltfreiheit Unter dem provokanten Titel „ACAB* oder Liebe Deine Feinde“ gab es einen Austausch zu Themen wie: „Bist du immer noch gewaltfrei, wenn du dich auf den Schutz von Polizei(gewalt) verlässt?“; „Strategien erlernen und anpassen, wie man bei Problemen ohne Polizei klarkommen kann“ und eine kritische Reflexion der Tatsache, dass „in der Lage zu sein, mit der Polizei zu kooperieren und zu verhandeln, ein Privileg ist“. Im „Neurodiversität in CW-Gemeinschaften“-Workshop gab es einen praktischen Erfahrungsaustausch zu der Frage „Welche unserer Bedürfnisse werden in den Gemeinschaften erfüllt und welche nicht?“ In einem anderen Workshop erprobten wir unseren Umgang mit Alltagsrassismus und -sexismus in Rollenspielen. Auch im Workshop „De-koloniale Gastfreundschaft im Catholic Worker“ reflektierten wir über unsere Machtpositionen und darüber, dass wir in unseren Gemeinschaften, die meistens von westlichen weißen Menschen als Kerngruppe organisiert werden, gewisse Machtstrukturen wiederholen. Grundlage dafür bildete das Gedicht „Brutale Güte“ von Vanessa de Oliveira Andreotti, in denen sie von den vielen (un)ausgesprochenen Erwartungen spricht, die wir als westliche aufnehmende Gesellschaften an Geflüchtete stellen. Gerechte Grenzen? Vor dem Hintergrund der aktuellen Migrationsdebatten und weil Anarchist*innen für die Abschaffung von nationalen Grenzen sind, wurde in einem anderen Workshop gefragt: „Wie würde eine christliche bzw. gerechte Grenze aussehen?“ Wie würde dies aus der Perspektive des globalen Gemeinguts, vor allem aus Sicht der Armen, aussehen? Am Freitag fuhren einige nach London, um dort vor dem Lunar House, einer Einwanderungsmeldestelle, gegen die aktuelle Flüchtlingspolitik, konkret gegen die Abschiebungen nach Ruanda, zu protestieren. Für viel Erleichterung sorgten bei den Menschen, die in die Behörde gingen, Flugblätter mit der Information, dass diejenigen, die vor dem 1. Januar 2022 Asyl in England beantragt haben, nicht von der Regelung betroffen sind. Der Abschlussgottesdienst mit der besonderen Segnung einer Aktivistin, die für eine pazifistische Aktion zivilen Ungehorsams jetzt ins Gefängnis geht, und ein Kabarettabend schlossen das diesjährige Treffen ab. Sonntag früh machten sich die Weitgereisten auf den Weg, und wer Zeit hatte, half beim Aufräumen. Unsere Netzwerktreffen sind wie Familientreffen voll Wiedersehensfreude. Sie sind wichtig, um sich auf dem je eigenen Weg zu vergewissern und hilfreich für den Gedankenaustausch. ■ * „All cops are bastards“ |
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