Diakonische Basisgemeinschaft in Hamburg
Arbeit für Frieden und Gerechtigkeit
Gastfreundschaft für Flüchtlinge
Leben in Gemeinschaft
"... und sie hatten einen Raum in der Herberge"

Mechthild und Michael Staemmler

von Michael Staemmler - Figurentheater Gingganz / Dezember 2012

Neu Nantrow bei Wismar, Kloster Bursfelde bei Göttingen, Husum, Reinbek und nun Hamburg – wir sind nicht auf der Flucht und wir suchen auch kein Asyl, wir sind Puppenspieler und mit unserem Figurentheater Gingganz auf Tournee.

Bei unserer Puppenspieler-Kollegin können wir nicht wie sonst übernachten, die Gästewohnung im Puppentheater ist auch noch nicht fertig, nun hat uns Birke Kleinwächter angeboten in ihrer WG zu wohnen. „Klingelt bei Brot & Rosen oder bei Kleinwächter, ich bin halb sieben da“, hatte sie uns am Telefon gesagt.

Wir klingeln auf beiden Klingeln, die Tür öffnet sich. Vor uns steht Elisabeth: „Kann ich Ihnen helfen?“ – „Wir wollen zu Birke, wir sind die Puppenspieler.“, sage ich. „Ach so, na, kommt erst mal rein. “

Jonas kommt die Treppe runter: „Meine Mutter ist noch nicht da. Ich zeig euch mal das Zimmer.“ Wir gehen die Treppe in den Keller runter, unten im schmalen Flur Kisten voller Gemüse und Obst – ein Gemüseladen. „Ja, wir haben vom Bioladen gerade die Reste bekommen.“, sagt Jonas. Wir gehen in ein kleines Kellerzimmer, zwei Betten, es ist eng, etwas muffig und am Fenster ist ein Gitter. Und hier sollen wir vier Tage und Nächte wohnen! Ich esse erstmal von den Weintrauben, die auf dem Flur in einer der Obstkisten liegen.

Wir holen unser Gepäck aus dem Auto, Birke kommt und heißt uns willkommen, in der Küche bereiten Ilona und Elisabeth einen Obstsalat vor. Später kommt Katarina, die Freiwillige aus den USA, dazu. Andere MitbewohnerInnen kommen und gehen, ich blicke erstmal nicht durch. „Wenn ihr wollt, könnt ihr etwas mit kochen.“, sagt Birke. Ich fange an, eine Pilzpfanne zuzubereiten. „Wer kocht, ist der ‚Bestimmer’“, meint Birke, „und trägt die Verantwortung fürs Essen.“

Brot & Rosen – das, was Birke als „ihre WG“ bezeichnet hat, bekommt im Gespräch beim Kochen langsam Konturen: Die christliche Lebensgemeinschaft hat sich zur Aufgabe gemacht, AsylbewerberInnen und Flüchtlingen gleich welcher Nation und Religionszugehörigkeit Obdach, Essen und Gastfreundschaft zu geben. „Das, was du einem meiner Geringsten getan hast, das hast du mir getan.“, sagt Jesus, und das wird hier ganz konkret.

Das Essen ist fertig, Gloria aus Ecuador und die 12jährige Elena kommen dazu, die Pilzpfanne wird gelobt. Nach dem Essen sitzen wir noch lange auf dem kleinen Innenhof mit Rosen, Küchenkräutern und einem Hortensienstrauch. Wir erzählen und erfahren viel über Brot & Rosen. Sonntag haben wir zwei Aufführungen im Haus Flachsland, dem Hamburger Puppentheater, am Abend kochen wir zusammen, der Tisch wird gedeckt und einer reicht nicht, denn diesmal sind fast alle BewohnerInnen da: Wir lernen Sergej aus der Ukraine, Kristin aus Honduras, Hilal aus der Türkei, Christiane und Dietrich und seine Familie kennen.

So geht es bis zum Mittwoch – Gespräche, Gastfreundschaft, wie alle anderen hier werden auch wir in großer Selbstverständlichkeit in die Gemein­schaft aufgenommen. Wir werden zu den Morgenandachten eingeladen und zum Hausgottesdienst, ein Gespräch mit fünf Damen aus dem Seniorenstift, die wegen des Hausgottesdienstes da sind, ergibt sich. Mit den ausgeborgten Fahrrädern fahren wir zum Ohlsdorfer Friedhof. Das Kellerzimmer ist zum Schlafen groß genug und ansonsten ist Platz in Küche, Wohnzimmer und im Innenhof, wo die letzten Rosen blühen.

Die Gemüsekisten im Keller sind, was am Sonntag undenkbar schien, so gut wie leer, verteilt und verspeist. Dafür sind viele Kisten mit Brot eingetroffen.

Mittwochnachmittag reisen wir weiter, haben den Reichtum des Teilens und der Gastfreundschaft erleben dürfen und bekommen noch eine Apfelschäl- und Schneidemaschine mit. Neu Nantrow, Greifswald, Braunschweig…. Irgendwann sind auch wir wieder zu Hause mit schönen Erinnerungen an Brot & Rosen.



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