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Nah und fern in einem Haus

Tischgemeinschaften bei Brot & Rosen – mal eher gemütlich, ...

... mal eher hitzig und sportlich – aber auf alle Fälle gesellig!

von Dietrich Gerstner / Frühjahr 2022

Dieser Artikel erschien in ähnlicher Form in der Frühjahrsausgabe der regionalen Kirchenzeitung für Hamburg-Bramfeld und Steilshoop der evangelischen Kirchengemeinden unserer Nachbarschaft.

Nah und fern“ – das erinnert mich spontan an ein Umzugsunternehmen aus meiner Jugend – große Lastwagen und viele Kisten, die von einem Ort (nah) zu einem anderen Ort (fern?) bewegt werden. So bin ich auch vor über 25 Jahren nach Hamburg gekommen, aus meiner alten Heimat in mein neues Zuhause Hamburg. Das Tor zur Welt... Also Veränderung, Bewegung, Aufbruch.

Dann kommt mir ein Reisebüro in den Sinn mit Flügen zur Karibik und auch Busreisen in den Harz. Und Flußkreuzfahrten auf dem Nil sowie der Elbe.

Nah und fern, ein Titel der vermeintlich gegensätzliches miteinander verbindet, und der damit sagen will, dass es doch zusammen gehört. Ist es nicht auch das, was wir ständig über die globalisierte Welt lesen und hören?

Die Ferne kommt ganz nah in einer globalisierten Welt – sowohl in den Produkten des täglichen Lebens („made in China“) wie auch in den Nachrichten auf allen Kanälen über Leid und Wehe in aller Welt, die an uns vorbeistreichen beim morgendlichen Kaffee oder abendlichen Fernsehen. – und für die Jüngeren unter uns: in den endlosen Posts auf den Social Media Kanälen. Das kann dann unterschwellig Stress erzeugen. Denn einerseits wissen wir so vieles und nehmen irgendwie Anteil. Aber die eigene Fähigkeit, sich damit ausei-nanderzusetzen oder gar etwas zu ändern, ist sehr begrenzt!

Bei Brot & Rosen ist es Alltag, dass uns die Ferne ganz nah kommt. Wir leben aktuell mit 12 Menschen aus Afghanistan, Algerien, Deutschland, Elfenbeinküste, Ghana, Honduras, Iran und Syrien in einer Hausgemeinschaft. Ehemals ferne Menschen leben nun ganz direkt im selben Haus. Das wirkt sich beim täglichen Abendessen sehr angenehm aus, wenn Speisen aus den verschiedensten Weltregionen abends auf den Tisch kommen. Und wir bekommen auch anderwei-tig durch persönliches Erzählen Einsichten in ferne Welten.

Aber eben auch so, dass wir bei der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan im Sommer 2021 mit unseren Mitbewohner*innen aus diesem fernen Land mitfiebern, wie dort ihre Verwandten ganz direkt von der Gefahr betroffen sind. Oder wir leiden mit, wenn die Mutter einer Mitbewohnerin im fernen Syrien alleine sterben muss. Und ebenso ist die Nachricht, dass in Honduras gegen das korrupte Regime eine neue Präsidentin gewählt wird, mehr als ein Ereignis im fernen Mittelamerika. Sondern wir freuen uns mit unserer Mitbewohnerin, die neue Hoffnung schöpft für ihre von Gewalt gebeutelte Heimat.

Die Kategorien „nah“ und „fern“ sind also bei uns nicht nur mit der physischen Entfernung verbunden. Es braucht vielmehr meine Bereitschaft, Menschen und Ereignisse, die ansonsten in der Ferne liegen, nahe an mich herankommen zu lassen. Das gelingt bei Brot & Rosen auf sehr natürliche Weise, da wir uns im Zusammenleben einander vertraut machen. Der „Kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupery kann da ein Vorbild sein, wenn er über sein Verhältnis zu einem Fuchs, einem sehr fremden Wesen, sagt: „Niemand hat sich euch vertraut gemacht und auch ihr habt euch niemandem vertraut gemacht. Ihr seid, wie mein Fuchs war. Der war nichts als ein Fuchs wie hunderttausend andere. Aber ihn habe ich zu meinem Freund gemacht, und jetzt ist er einzig in der Welt.”

Jesus drückt das im Gleichnis vom Weltgericht in Matthäus 25, 31-46 folgendermaßen aus: „Was Ihr einer dieser geringsten Schwestern und Brüder (nicht) getan habt, das habt ihr mir (nicht) getan“, und spricht dabei vom Aufnehmen der „Fremden“, vom Besuchen im Krankenhaus oder Gefängnis, vom Essen und Trinken geben und vom Bekleiden derjenigen, die ohne (saubere und warme) Kleidung sind.

Und so besteht bei Brot & Rosen die Chance, dass wir am Ende nicht aus „uns“ Deutschen und „den“ Anderen bestehen, sondern gemeinsam eine neue Tischgemeinschaft der Verschiedenen aus nah und fern bilden, die sich gegenseitig vertraut macht und jeweils auch mitträgt. ■



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