Diakonische Basisgemeinschaft in Hamburg
Arbeit für Frieden und Gerechtigkeit
Gastfreundschaft für Flüchtlinge
Leben in Gemeinschaft
"Wir haben ein Zeichen gesetzt am Unrechtsort"

Abschlusskonzert mit reger Beteiligung aus nah und fern vor dem Tor, nachdem wir die Bewohner*innen tags zuvor beim Konzert im Lager persönlich eingeladen hatten.

von Ernst-Ludwig Iskenius / August 2019

Ernst-Ludwig Iskenius, von seinen Freund*innen Elu genannt, ist Arzt und unermüdlicher Streiter für die Rechte der Geflüchteten im Zentralen Erstaufnahmelager Horst. Dort berät er seit Jahren gemeinsam mit der Initiative Pro Bleibereicht Geflüchtete in rechtlichen und medizinischen Fragen – vor dem Tor, da er Hausverbot erhalten hat. Außerdem ist er in der Aktionsunterstützung der Gruppe Lebenslaute (und bei vielen anderen Projekten) aktiv. Hier sein Dank an die Lebenslaute-Freunde und –Freundinnen nach dem Abschluss der Aktionen.

Liebe Freund*innen, nachdem nun die zentrale Som-meraktion vorbei, alles aufgeräumt, abgerechnet ist und die meisten sich in ihren Alltag zurückfinden müssen, komme ich auch dazu, mich bei jedem/r Einzelnen von Euch mich noch einmal zu bedanken.

Als ich im Januar das Erstaufnahmelager Horst als Spielort für das zentrale Aktionskonzert in diesem Jahr vorschlug, kamen ja viele skeptische Stimmen, und ich selbst war unsicher, ob es der richtige Ort für Lebenslaute ist.

Aber in einem war ich mir sicher: Dieser Unrechtsort braucht mehr Aufmerksamkeit. Und jedes Mal, wenn ich draußen vor dem Tor Beratung bei Wind und Regen für Geflüchtete machen musste, weil man mich nicht rein lässt, zuletzt mit einem weinenden Kind, das ich nicht zu seiner Mutter bringen durfte, empfand ich, dass nicht nur die Würde der Geflüchteten mit Füßen getreten wird, sondern dass ich jedes Mal ohnmächtig akzeptieren muss, dass auch meine Würde, meine Rechte in dieser demokratischen Gesellschaft durch die bürokratischen Regeln verletzt werden.

Nun konnte ich mit Euch einmal frei und selbstgewählt diesen Ort betreten und das tun, was wir meiner Meinung nach immer tun sollten: Die Isolation dieser Menschen zu durchbrechen.

Das haben wir gemeinsam geschafft und da haben wir gemeinsam ein Zeichen gesetzt. Ich war in diesem Augenblick, als wir dort standen und Musik machten, als die Menschen kamen und zuhörten, lachten und sich freuten, selbst befreit von der Ohnmacht. Darauf wurde ich während Eures Konzertes von der Leiterin dieser Einrichtung angesprochen, als sie mir sagte: "Na, Herr Iskenius, nun haben Sie ihren Willen bekommen und sind einmal in der Einrichtung drin," woraufhin sie drohend hinzufügte: "Aber Sie müssen die Konsequenzen tragen." Ich habe ihr geantwortet: "Solange ich so würdelose Beratungen vor dem Lager machen muss, trage ich solche Konsequenzen gerne."

Ihr habt es möglich gemacht, ein Zeichen gegen die Ohnmacht zu setzen, und ich bin fest der Überzeugung, dass dieses Zeichen wirksam sein wird. Danke für diese Unterstützung.

Euer Elu



Mittragen

Unsere Gastfreundschaft für obdachlose Flücht­linge wird erst mög­lich durch Spenden und ehren­amtliche Mitarbeit
weiter...

Mitfeiern

Hausgottesdienste, Offene Abende und immer wieder mal ein Fest: Herzlich will­kommen bei uns im Haus der Gast­freund­schaft
weiter...

Mitbekommen

Möchten Sie regel­mäßig von uns hören und mit­bekommen, was pas­siert? Abonnieren Sie am besten unseren kosten­losen Rundbrief
weiter...

Mitleben

Immer wieder fragen uns interessierte Menschen, ob und wann sie uns be­suchen kommen können. Wir freuen uns sehr über dieses Inter­esse.
weiter...