Diakonische Basisgemeinschaft in Hamburg
Arbeit für Frieden und Gerechtigkeit
Gastfreundschaft für Flüchtlinge
Leben in Gemeinschaft
Lebendig und kräftig und schärfer

Handarbeit mit Herz, an der sich alle HausbewohnerInnen beteiligen: Ein herzliches Dankeschön an unsere SpenderInnen!!!

von Uta Gerstner / März 2007

Das neue Motto für den ev. Kirchentag 2007 lädt mich ein, mich selbst zu befragen, wo wir als Teil des Leibes Christi, als Gemeinschaft der Geheiligten, als Kirche in der Welt von Jesu Sendung erfüllt sind und BotschafterInnen des befreienden Gotteswortes sind.

Lebendig

In unserem Haus der Gastfreundschaft stehen Ende Februar auf einmal mehrere Zimmer leer – ein Zustand, der bei uns nur höchst selten vorkommt. Aber es hatte sich so ergeben, dass relativ zeitgleich fünf Menschen aus unserer Hausgemeinschaft ausgezogen sind:

Zuerst entschloss sich Vera aufzubrechen, nachdem sie ein knappes Jahr mit ihren beiden Kindern bei uns gelebt hatte. In allem Bangen und Hoffen für ihren eigenen Weg sind unsere Segenswünsche mit ihr gegangen. Amüsiert hat uns kürzlich bei einem Besuch ihre freimütige Feststellung: „Ach, ich hatte gedacht, dass ich jetzt, viel mehr Zeit haben würde, wenn ich meinen Sohn nicht mehr jeden Tag so weit zur Schule bringen muss. Aber ich habe überhaupt keine... Zeit. Jetzt muss ich ja jeden Tag kochen, spülen, putzen, einkaufen!"

Sapna aus Marokko ist ebenfalls nach fast einem Jahr, in dem wir ihr viel Beistand geleistet und für sie vermittelt ha-ben, wieder ausgezogen. Auch wenn sich unsere Hilfe für sie erschöpft hatte, konnte sie ihre Situation leider nicht stabilisieren. Dabei hätte sie unserer Auffassung nach genügend Anspruch darauf. Das bedauern wir sehr.

Von Peter aus den USA haben wir früher als gedacht Abschied genommen: Für ihn waren die sprachlichen Hürden doch zu hoch und der gesamte Kontext zu fremd. Schade. Und danke für Dein freundliches Wesen, Deine vielen Fra-gen und Deine Bereitschaft, auch ganz praktisch zuzupacken, z.B. bei beliebten Möbel-Umräum-Aktionen.

Ende des Monats wird dann Jean seine Zelte bei uns abbrechen. Wir hoffen mit ihm, dass sein Antrag auf Bleiberecht angenommen wird. Dieses Bleiberecht wird zwar politisch als Integrationsmaßnahme schön geredet, faktisch aber mit so vielen Hürden versehen, wie wir es in seinem Fall miterleben können.

Dafür stand plötzlich ein junger Afrikaner vor unserer Tür, der sich von akuter Abschiebegefahr bedroht sah und über einen Landsmann von uns gehört hatte. Wir nahmen Rücksprache mit seinem Rechtsanwalt und der kirchlichen Flüchtlingsberatungsstelle und nahmen ihn kurzfristig bei uns auf – Platz hatten wir ja. Zum Glück kann er sich nicht nur in Französisch mit uns verständigen, sondern spricht auch ein wenig Englisch, was die Alltagskommunikation doch erleichtert. Zudem übt er sich schon fleißig mit ersten deutschen Ausdrücken.

Kräftig

Unsere Gemeinschaft ist am Wachsen!

An Ostern freuen wir uns darauf, dass Frauke und Elisabeth unserer Gemeinschaft als verbindliche Weggefährtinnen beitreten werden.

Frauke ist unserem Haus ja schon fast von Anfang an und seit 2003 als Freiwillige fest verbunden, war aber durch ihre Krankheit zwischendurch immer wieder daran gehindert, sich aktiv bei Brot & Rosen einzubringen.

Welch ein Segen für sie und uns ist es, dass ihre Gesundheit inzwischen so weit stabilisiert ist, dass sie nun verantwortlich mitarbeiten und mitgestalten kann und will.

Elisabeth hat in ihren beiden "Probejahren", die sie auch schon bei uns ist, die Zeit genutzt, die verschiedenen Herausforderungen des gemeinschaftlichen Lebens unter einem Dach mit uns und unseren MitbewohnerInnen zu erleben und abzuwägen, ob das Gemeinschaftsleben mit ihren eigenen Möglichkeiten, Gaben und persönlichen Wünschen "zuein-ander passen". Wie schön, dass auch sie fest bei uns bleiben möchte!

Für Birke, Dietrich und mich als bestehender Kerngemeinschaft ist es jedenfalls eine große Freude und Bekräftigung unseres Lebens und Dienstes bei Brot & Rosen, dass wir nun wieder auf fünf anwachsen.

Und zu uns gesellt sich Ilona dazu, die seit vergangenem Oktober bei uns lebt. An Ostern möchte sie "Novizin" werden, um für sich und mit uns zu schauen, ob unser Haus auch für sie mit ihren Kräften ein dauerhafter Lebensort sein kann. Jedenfalls geht sie schon mutig Schritte auf uns zu, denn sie ist gerade dabei, ihre eigene Wohnung aufzulösen.

Jetzt fehlen uns nur noch ein paar Männer an Bord!

Denn Stephan wird nach seiner Kennenlernzeit wie verabredet Mitte März erst mal wieder nach Süddeutschland zurückkehren. Stephan habe ich immer wieder so erlebt, dass er sich nur einer Person zuwandte oder auf nur eine Sache konzentrierte. Dies war für mich heilsam konträr zu der fast permanenten Gleichzeitigkeit vieler Menschen und Ereignisse in unserem Haus. Auch ihm gilt unser Dank für sein Mittun und für die sichtbaren Spuren seines Mitwirkens bei uns, z.B. die individuell von ihm gefertigten Holzhalterungen für unsere Deckenlampen im Wohnzimmer und natürlich die Arbeit an unserer neuen Internetseite.

Schärfer

Kürzlich zeigte bei unserem Offenen Abend der Hamburger Fernsehjournalist Hauke Wendler seinen Dokumentarfilm "Abgetaucht - Illegal in Deutschland". Auf sehr eindrückliche Weise hat er es damit geschafft, die bedrückenden Lebensumstände von MigrantInnen ohne Papiere sichtbar zu machen und uns vor Augen zu halten, was die meisten PolitikerInnen in unserem Land nicht sehen wollen. Diese Menschen leben mitten in unserer Gesellschaft, arbeiten Akkord für Dumpinglöhne, putzen unsere Wohnungen, hüten unsere Kinder, pflegen unsere Alten. Und gleichzeitig lassen sie sich aus Angst vor Abschiebung um ihren Lohn prellen, gehen bei Notfällen nicht ins Krankenhaus und schicken ihre Kinder nicht zur Schule.

Hier wünsche ich mir, wünschen wir uns gerade auch in den Kirchen eine breite öffentliche Diskussion und Position! Was bewirken zwar gut geschriebene, in der Öffentlichkeit aber wenig bekannte Kirchenverlautbarungen, wenn sie nicht zu einem deutlicheren Eintreten von vielen christlichen Gemeinden und Einzelpersonen für die Rechte dieser rechtlos gehaltenen Menschen führen?!

Denn es bedroht den Kern unseres Zusammenlebens als Gemeinwesen, wenn wir es zulassen, dass unsere Gesetze und Behörden für die Menschen an den Rändern unserer Gesellschaft nicht einmal mehr solch grundlegende Menschenrechte auf Unversehrtheit, Bildung und Lohn für getane Arbeit gelten lassen.

Kürzlich waren Birke und Ilona für Brot & Rosen in der Akademie Loccum zu einer Tagung über "Evangelische Spiritualität" eingeladen – und fühlten sich schon etwas exotisch dort. Entsprechend fand unsere Arbeitsgruppe zu „Spirituali-tät und gesellschaftliches Engagement“ leider wenig Resonanz. So wie wir das Evangelium glauben und leben, lädt es ein zum Handeln in der Nachfolge Jesu, zur Positionierung an der Seite der Schwachen und zur politischen Einmischung, da wo Unrecht herrscht bzw. Recht vorenthalten wird. Und diese politische Diakonie verstehen wir als gelebte Spiritualität. So wie sie z.B. ihre politisch-liturgische Ausdrucksform findet in dem von uns initiierten „Kreuzweg für die Rechte der Flüchtlinge“ am Karfreitag. Wir freuen uns darum sehr, dass immer mehr Gruppen in Hamburg dabei mitwirken und immer mehr PilgerInnen diese Prozession mitgehen.

Rechtzeitig zum Kirchentag in Köln soll ein von uns herausgegebenes Arbeitsbuch zur Gestaltung dieser Kreuzwege erscheinen!

Zwar haben wir als Gemeinschaft dieses Mal keinen eigenen Stand auf dem Kirchentag, aber Birke wird unsere Anliegen dort beim „Forum Migration“ (Donnerstag, 15 – 18 Uhr) vertreten. Hoffentlich wird dies eine Veranstaltung, die der Losung „lebendig und kräftig und schärfer“ gerecht wird – auch in politischer Hinsicht.

 

 



Mittragen

Unsere Gastfreundschaft für obdachlose Flücht­linge wird erst mög­lich durch Spenden und ehren­amtliche Mitarbeit
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Mitleben

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