Diakonische Basisgemeinschaft in Hamburg
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Leben in Gemeinschaft
Grenzenlos

von Dietrich Gerstner/ Juni 2022

Das Thema unserer aktuellen lokalen Kirchenzeitung ist „Grenzenlos“. Das Thema sprach mich sofort an und löste unterschiedliche, zum Teil auch widersprüchliche Assoziationen in mir aus.

In „grenzenlos“ steckt das Grundwort „Grenze“. Grenzen erleben wir als menschengemachte Grenzen, z.B. zwischen Deutschland und seinen Nachbarländern, die festlegen, welche staatliche Ordnung auf der einen und auf der anderen Seite der Grenze gelten sollen. Aber wir kennen auch natürliche Grenzen: Berge stellen steinerne Barrieren dar und auch Flüsse als natürliche Grenzen werden von Menschen gern genutzt, um Landesgrenzen festzulegen – wie der Rhein zwischen Deutschland und Frankreich.

In der EU erlebten wir in den letzten Jahrzehnten mit großer Erleichterung, wie die Grenzen zwischen Ländern durchlässig werden können, wenn der politische Wille da ist. Mancherorts ist kaum zu spüren, wenn ich von einer zur anderen Seite wechsele. Wurde dies „erkauft“, in dem die EU an ihren Außengrenzen immer mehr zu einer Festung wird, wie wir es z.B. an den griechischen Inseln der Ägäis oder zuletzt an der polnisch-belarussischen Grenze sehen können!?

Die tödlichste Grenze der Erde besteht zwischen den südlichen EU-Ländern und Nordafrika sowie der Türkei: Sie wird markiert durch das Mittelmeer. Allein 2021 starben vermutlich über 3000 Menschen bei dem Versuch, auf einem meist seeuntauglichen Boot auf der Flucht vor Krieg, Gewalt und Perspektivlosigkeit Europa zu erreichen. Warum nehmen diese Menschen keine Fähren oder Flugzeuge? Weil unsere unterschiedlichen Pässe, also der Ort, an dem wir geboren wurden bzw. dessen Staatsangehörigkeit wir haben, die schärfste Grenze zwischen uns Menschen auf der Erde sind. Während ich mit meinem deutschen Pass fast grenzenlose Reisefreiheit genieße, selbst wenn noch wenige Länder ein Visum verlangen, werden Visumsanfragen von Menschen mit Pässen aus den Ländern des globalen Südens meist abgelehnt! Das von den Vereinten Nationen verbriefte Recht auf Freizügigkeit der Menschen wird damit faktisch ausgehebelt.

Für grenzenlose Solidarität stehen dagegen manche zivilgesellschaftlichen Akteure. Sie betonen unsere Verbundenheit als eine Menschheitsfamilie, engagieren sich für Gerechtigkeit, die Grenzen überwindet, und fordern gar die Abschaffung aller (menschengemachten) Grenzen. Ein Slogan lautet sogar: „No border, no nation!“

Soweit würde ich nicht gehen, da ich den Nutzen von Grenzen zum Beschreiben eines überschaubaren Raumes und einer benennbaren „Verwaltungseinheit“ sehen kann. Aber bei Brot & Rosen engagieren wir uns für die Durchlässigkeit der Grenzen und für das Recht der Menschen auf Freizügigkeit über diese Grenzen hinweg. In unserem Esszimmer hängt eine Weltkarte, mit über 60 Fähnchen in den Ländern, aus denen all unserer Mitbewohner*innen. Auch wenn wir unter den Bedingungen dieser Welt mit den aktuellen Gren-zen leben müssen, glauben wir, dass es in Gottes Welt keine Grenzen (mehr) gibt und Gottes Liebe und Solidarität grenzenlos allen Menschen gilt. Im Vorgriff darauf teilen wir unser Haus mit Menschen aus aller Welt und versuchen so, einen grenzüberschreitenden Beitrag zu leisten zu einer gerechteren Welt, in der Menschen selbst bestimmen können, wo sie leben und zuhause sind. ■



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