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Afghanistan ist nicht sicher!

von Alizia A., aufgeschrieben von Dietrich Gerstner / Juni 2017

Alizia A. ist vergangenes Jahr bei Brot & Rosen eingezogen. Im Augenblick wartet er darauf, dass Deutschland im Rahmen des sog. „Dublin-Verfahrens“ sein Asylverfahren übernimmt. Alizia lernt fleißig die deutsche Sprache, engagiert sich in einer Theaterspielgruppe und lässt (nicht nur) Kinderherzen mit seiner Freundlichkeit höher schlagen. Die aktuelle Politik der Bundesregierung, besonders junge, alleinstehende Männer nach Afghanistan abzuschieben, verunsichert ihn natürlich. Hier sind seine Gründe, warum Afghanistan kein sicheres Land ist!

Ich wurde 1996 in der Provinz Paravan geboren. So lange ich denken kann, war mein Leben in Afghanistan schwer. Ich gehöre zum Volk der Hazara. Die Paschtunen sehen in uns keine gleichwertigen Menschen. Auch unseren schiitischen Glauben achten sie nicht als muslimisch. So wurden wir immer wieder bedroht. Dabei war nicht immer klar, wer genau die Täter sind. Wenn ich morgens aus dem Haus ging, wusste ich nicht, ob ich abends wieder nach Hause komme oder ob meine Familie noch am Leben ist.

Eines Tages wurde es dann richtig schlimm: Meinem Vater wurde von Taliban-Leuten ins Knie geschossen, so dass er seither nicht mehr richtig gehen konnte.

Kurz darauf wurde mein Onkel auf dem Feld nahe beim Fluss erschossen. Die Kugel ging durch sein Auge und kam hinten am Kopf wieder raus. Es sah schrecklich aus. Noch heute wache ich manchmal nachts auf, weil ich davon träume.

Als ich 13 war, flüchteten wir als ganze Familie nach Pakistan. Dort hatten wir aber kein Leben.

Darum schickte mich meine Familie mit 14 Jahren in den Iran. Die Flucht dorthin war sehr schwer. Wir fuhren mit über 30 Leuten auf einem Pritschenwagen los. Wer sich nicht festhalten konnte, fiel herunter und blieb zurück. Am Ende gingen wir zu Fuß über die Berge. Irgendwann hatten wir kein frisches Wasser mehr. Einige von uns hatten Wasser in alte Benzinkanister gefüllt. Das schmeckte schrecklich, und einige von uns bekamen schlimmen Durchfall und mussten sich erbrechen. Zwei von den Jungs starben auf dem Weg. Im Iran fand ich Arbeit in einer Plastik-Fabrik. Ich arbeitete jeden Tag 12 Stunden, meistens nachts, und blieb auch tagsüber in der Fabrik, weil ich Angst hatte, von der Polizei abgeschoben zu werden. Zwei Jahre lang lebte ich so.

Dann nahm ich mein Geld, um nach Europa zu fliehen. Über die Türkei und das Wasser kam ich nach Griechenland. Ein Jahr lang campierte ich oberhalb des Hafens von Patras, um nach Italien zu fahren. Beinahe täglich versuchte ich, irgendwie auf ein Schiff zu kommen. Aber die Polizei entdeckte mich immer – da musste ich schnell weglaufen. Irgenwann schaffte ich es, auf einen LKW zu klettern. Nach zwei Tagen war ich in Italien.

Eigentlich wollte ich nach Deutschland, aber dann blieb ich in der Schweiz, wo ich Asyl beantragte. Sie glaubten mir jedoch nicht und wollten mich nach Afghanistan abschieben. Darum bin ich weiter nach Deutschland. Nun bin ich hier im Kirchenasyl und hoffe, dass ich bleiben darf. Seit über vier Jahren habe ich nichts mehr von meiner Familie gehört. Mir geht es überhaupt nicht gut.

Denn ich kann nicht zurück nach Afghanistan: Vor einiger Zeit ist in meiner Heimat wieder eine Bombe in einer schiitischen Moschee explodiert. So viele Verletzte und Tote... Und als Hazara kannst Du selbst in Kabul nicht gut leben. Überall ist es gefährlich für mich. Afghanistan ist kein sicheres Land!



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