Diakonische Basisgemeinschaft in Hamburg
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Gastfreundschaft für Flüchtlinge
Leben in Gemeinschaft
"Noch ein Wunder bitte, hl. Josef!"

Dorothy Day an ihrem 55. Geburtstag am 8.11.1952 in Des Moines, Iowa / USA

Dorothy Day veröffentlichte diesen Text 1934 in der Februar-Ausgabe des Catholic Worker (Übersetzung: Andrea Tafferner)

Unser Leben setzt sich täglich aus kleinen Wundern zusammen. Dieser großartige Sonnenball, die ganze Straße umfassend, am Ende der 14. Straße (East 14th Street) umrahmt vom Schleier des frühen Morgens, der mich auf meinem Weg zur Messe begrüßte, war ein Herz erhebendes Wunder. Ich erinnerte mich an ein kleines Lied von Teresa (von Avila? Steht da nicht – woher weißt Du das? Könnte es nicht auch Thérèse von Lisieux gewesen sein?), das sie mit zwei Jahren komponierte und sang:

Ich sing ein Lied [trällerte sie]

vom Sonnenschein auf ein kleines Haus

und der Sonnenschein ist ein Geschenk für das kleine Haus.

Sonnenschein Mitte Januar ist in der Tat ein Geschenk. Im Catholic Worker Büro kriegen wir ganz viele Geschenke. Während der Feiertage kamen uns ein Truthahn, ein Schinken, Körbe mit Lebensmitteln, fünf Pfund Butter, Plum-Pudding, Flannel-Nachthemden und Babypuppen, Bettlaken, Waschlappen und Decken zu. Es gab sogar das Angebot für ein Viertel Elch aus Kanada, aber wir wussten nicht wohin damit und lehnten es ab.

In der letzten Ausgabe [der Zeitung] baten wir um Betten, und es kamen acht Betten. Unser Haus der Gastfreundschaft für arbeitslose Frauen ist nun möbliert, und alles, was darüber hinaus noch kommt, geben wir an arbeitslose Leute in der Nachbarschaft.

Während der letzten klirrenden Kälte kam eine der Frauen aus dem Haus, um uns zu sagen, dass sie noch vier Decken brauchen könnten. Und genau an diesem Nachmittag hielt ein Auto vor dem Büro und vier Decken – wunderbar große – wurden von einem Chauffeur hereingebracht.

Und so geht’s andauernd. Bücher, Nahrungsmittel (zwei Flaschen Wein und eine Schachtel Zigarren! – wer hat das wohl geschickt, fragen wir uns), Kleider und Bettzeug.

Aber momentan ist unsere Kasse leer. Wir haben gerade die letzten Pennies zusammengekratzt für eine Rolle Bindfaden und für Briefmarken, und wir werden ein 25 Cent-Abonnement beginnen, das uns gerade angeboten wurde, um Fleisch für den abendlichen Eintopf zu kaufen. Aber die Rechnung der Druckerei, von der noch 165 Dollar unbezahlt sind, liegt noch vor uns und versucht, uns einzuschüchtern.

Aber was sind schon 165 Dollar für den hl. Josef oder für die hl. Teresa von Avila? Wir weigern uns, uns in Angst versetzen zu lassen (na ja der Drucker mag das vielleicht anders sehen, „oh, dieser Kleingläubige!“).

Don Bosco erzählt eine ganze Menge Geschichten, wo er Geld brauchte, um die Miete oder andere Rechnungen zu bezahlen, und dass dann das Geld auf wundersame Weise rechtzeitig da war. Auch er war ja immer in Not, immer bittend und immer empfangend.

Viele unserer Freunde drängen uns, unsere Zeitung doch auf eine geschäftsmäßige Basis zu stellen. Aber das hier ist kein Geschäft, es ist eine Bewegung. Mit geschäftlichen Dingen kennen wir uns sowieso überhaupt nicht aus. Wohlmeinende Freunde sagen: „Aber die Leute werden von den vielen Bitten ermüden.“ Das glauben wir nicht. Vermutlich leben die meisten unserer Freunde wie wir, von einem Tag auf den andern und von der Hand in den Mund, und wenn sie etwas erhalten, dann sind sie bereit, etwas zu geben. So werden wir also fortfahren zu bitten, und wir sind sicher, dass die Zeitung weitergeht.

Im Grunde ist es eine Wahl der Methode. Es rufen uns Leute an, die uns den Service ihrer Organisation anbieten, um Geld zu beschaffen. Sie haben Adresslisten und schicken telefonisch und brieflich die Bitten raus. Sie sind geschäftsorientiert und die meisten kühl und unpersönlich. Obwohl sie erfolgreich darin sein mögen, Geld für jüdische, katholische und protestantische Organisationen zu beschaffen, und uns mehrere Tausend Dollar pro Woche anbieten, abzüglich ihrer Provision, können wir uns mit diesen Methoden nicht anfreunden. Wir lernen unsere Methoden von den Evangelien, und was gut genug ist für den hl. Petrus und den hl. Paulus, ist auch gut genug für uns. Ihre Methode der Revolution war die Methode Christi, und das ist die Methode, zu der wir wieder zurück müssen.

Und für den Fall, dass unsere Bitten ermüden: Jesus verteidigte die Aufdringlichkeit folgendermaßen:

„Wenn einer von euch einen Freund hat und um Mitternacht zu ihm geht und sagt: „Freund, leih mir drei Brote, denn einer meiner Freunde, der auf Reisen ist, ist zu mir gekommen, und ich habe ihm nichts anzubieten“,  wird dann etwa der Mann drinnen antworten: „Lass mich in Ruhe, die Tür ist schon verschlossen und meine Kinder schlafen bei mir; ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben“? Aber wenn er fortfährt zu klopfen, ich sage euch: Wenn er schon nicht deswegen aufsteht und ihm seine Bitte erfüllt, weil er sein Freund ist, so wird er doch wegen seiner Aufdringlichkeit aufstehen und ihm geben, was er braucht.“ [Lk 11,5-8]

So dürfen unsere Freunde damit rechnen, dass wir aufdringlich sind und weiterhin bitten werden, im Vertrauen darauf, etwas zu erhalten.

Probleme schaffen

Geschäftsleute sagen,

dass alle Leute eigennützig sind

und darum müssen Geschäfte

auf Eigennutz gegründet sein.

Aber wenn Geschäfte auf Eigennutz
gegründet sind,

sind alle damit beschäftigt,

noch eigennütziger zu werden.

Und wenn alle damit beschäftigt sind,

 noch eigennütziger zu werden,

entstehen Klassen und Kämpfe.

Die Geschäfte können nicht
selbst Ordnung schaffen,

weil Geschäftsleute von selbstsüchtigen
Motiven bewegt werden.

Geschäftsleute schaffen Probleme,

sie lösen sie nicht.

Peter Maurin



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