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Hiroshima und Nagasaki mahnen!

Protest gegen Atomwaffen auf dem Flugfeld des Fliegerhorstes Volkel, NL

von Judith Samson / August 2023

Uta, Dietrich und Judith nahmen vom 4.-10. August an einem Friedens- und Aktionscamp für eine Zukunft ohne Atomwaffen und für Klimagerechtigkeit an der Luftwaffenbasis Volkel in den Niederlanden teil. Judith reiste im Anschluss mit einigen Aktivist*innen nach Büchel an den deutschen Atomwaffenstandort weiter.

Das Versprechen Dänemarks und der Niederlande, jetzt atomwaffenfähige F 16-Kampfjets an die Ukraine zu liefern, gibt unseren Friedenscamps an den Militärbasen Volkel und Büchel rund um die Hiroshima- und Nagasaki-Gedenktage höchste Aktualität. Ohnehin steht die „Weltuntergangsuhr“ wegen der gestiegenen Gefahr des Einsatzes von Atomwaffen auf nur noch 90 Sekunden vor Mitternacht!

Unsere internationale Aktionswoche mit amerikanischen, niederländischen und deutschen Catholic Worker sowie weiteren Friedensbewegten begann am Sonntag, 6.8. mit einer Gedenkfeier für die Opfer von Hiroshima vor dem Haupttor der Militärbasis Volkel. Erschütternde Zeugnisse von Überlebenden des Atombombenabwurfs, aber auch die Hoffnung auf einen Wandel des militaristischen Denkens prägten die Feier. Im Anschluss befestigten wir Papierkraniche als Friedenszeichen im Zaun der Militärbasis.

Am nächsten Tag blockierten wir mit etwa 60 Menschen den Verkehr an vier Toren der Militärbasis für die Dauer von 78 Minuten - eine Minute für jedes Jahr, das seit dem Atombombenabwurf vergangen ist. Vor allem am Haupttor gab es viele kreative Elemente wie den Atomwaffensperrvertrag (NPT) als riesiges Buch, was viel mediale Aufmerksamkeit erzielte. Auch an den anderen Toren in Volkel wurde mit künstlerischen Bannern deutlich für eine Welt ohne Atomwaffen demonstriert.

Eine wichtige Kritik ist dabei auch die Klimaschädigung durch den laufenden Betrieb des Militärs. So stößt z.B. ein F 35-Jet in einer Flugstunde 10 Tonnen CO2 aus. Wissenschaftler*innen gehen davon aus, dass etwa 5 % der weltweiten CO2-Emissionen durch das Militär verursacht wer-den. Leider können diese nicht genau bestimmt werden, denn in den nationalen Treibhausgasbilanzen wird das Militär ausgespart.

Am Dienstag gab es eine Doppelaktion: Während eine Gruppe spontan das Haupttor nochmals blockierte, kletterte eine andere Gruppe über den Zaun des Militärgeländes und gelangte auf das Rollfeld. Dort blieben sie überraschenderweise lange unentdeckt und konnten mit Kreide und Bannern ihre Friedensbotschaft auf das Flugfeld bringen.

„Schaufeln für den Frieden“ war das Motto am Mittwoch, den 9. August, dem Gedenktag für die Opfer der Atombombe auf die japanische Stadt Nagasaki in 1945. Wir machten uns mit Lunchpaketen, Gitarre, Picknickdecke und rosa Schaufeln wieder auf den Weg zum Militärgelände. Nach dem eindrücklichen Rede der Tochter eines Zeugen dieses Atombombenabwurfs und einer kleinen Stärkung begannen 15 Friedensaktivist*innen, darunter auch Dietrich und ich, ein Loch unter den Zaun zu schaufeln. Allerdings gelangten wir nicht bis auf die andere Seite, weil die Polizei sofort jede*n Schaufelnde*n festnahm und uns aufs Polizeirevier brachte. Von dort wurden wir am Nachmittag wieder frei gelassen. Allerdings erhielten die vier US-Amerikaner*innen eine Ausreiseverfügung. Die drei Aktivist*innen vom Vortag auf dem Rollfeld sogar eine einjährige Einreisesperre in die EU! Strafrechtlich wurden kaum Sanktionen erhoben, aber ausländerrechtlich war die Reaktion sehr harsch. Eine Ausreiseverfügung für ein Schaufel in der Erde?!

Wir wiederum forderten an allen Aktionstagen die anwesenden Polizisti*innen und Soldaten auf, sich auf unsere Seite und die Seite des internationalen Rechts zu stellen, das den Besitz und die Verbreitung von Atomwaffen ächtet. Der Umgang mit der Polizei war zwar insgesamt sehr freundlich, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass nicht wir als Aktivist*innen die Kriminellen sind, sondern der „Tatort“ liegt auf der anderen Seite des Zaunes in den Atomwaffen-bunkern der USA auf niederländischem (und deutschem, s.u.) Gelände!

Insgesamt war die Aktionswoche für uns alle eine bestärkende und gute Erfahrung, zumal die Lokale und sogar internationale Presse wiederholt und ausführlich unsere die Aktionen und unser Anliegen berichtete: Eine Zukunft ohne Atomwaffen und für Klimagerechtigkeit.

Weiterreise nach Büchel

Anders war dagegen die Stimmung in Büchel in der Eifel, dem deutschen Atomwaffenstandort, wohin ein Teil der Gruppe am Donnerstag aufbrach. Spontan beschlossen wir am ersten Abend, eine kleine Mahnwache am Haupttor zu halten. Das Gelände dort ist mittlerweile mit einem hohen Stahlzaun und doppeltem Stacheldraht eingezäunt und an allen größeren Toren zur Militärbasis standen Polizeiautos. Vor Ort erklärte uns der zuständige Polizeibeamte, dass sie von unseren Aktionen in Volkel gelesen hätten und etwas Vergleichbares hier nicht möglich sei. Sie seien 24 Stunden am Tag präsent. Und das waren sie! Damit war klar, dass unser Handlungsspielraum enger gesteckt sein würde.

Den Freitag nutzten wir zur Erholung und fuhren mit einem Teil der Gruppe auf der Mosel mit dem Schiff von Cochem nach Beilstein, um die dortige Schwarze Madonna, die „Königin des Friedens“, aufzusuchen.

Am Samstag stand wiederum ein Picknick auf dem Plan in der Nähe des Zauns des Militärgeländes. Die Polizei und Feldjäger nahmen schnell unsere Präsenz wahr und eskortierten uns beim gesamten Spaziergang entlang des Zauns. Nach anfänglicher Verzögerung, weil sie darauf bestanden, unsere Ausweise zu fotografieren, ging die Wanderung los. Als wir überlegten, eine Gebetszeit einzulegen, empfahl uns ein junger Feldjäger, der der Gruppe voranging, eine nahe liegende Kapelle. Von seinem Vorgesetzten erntete er dafür hörbare Kritik. Diese Kapelle war ein wirkliches Gottesgeschenk, denn wir sahen, dass schon andere Friedensaktivist*innen vor uns da gewesen waren, und so wurde unser Gebet dort zu einer stärkenden Erfahrung.

Tags darauf blockierten wir die Zufahrten zu den Baustel-lentoren des Militärgeländes. Auf der Ausfahrtsseite allerdings nur für kurze Zeit, denn die Polizei war bereits präsent. Aber immerhin verbrachten wir zwei Stunden dort mit unseren gespannten Bannern, bis die Polizei entschieden hatte, was sie mit uns machen wollte, nämlich uns außerhalb der für uns geltenden Bannmeile auszusetzen. Die Macht, mit der uns die Polizei begegnete, hat uns einerseits einge-schränkt, aber mit einem Gandhi zugeschriebenen Zitat deu-te ich die Situation so: „Zuerst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du.“ ■



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