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Ein Ausschnitt der über 20m langen Rollen mit Namen und Todesereignissen seit 2004 und zwei Bildern von Verstorbenen vor der Insel Kithira

Rückseite des Flyers für die Gedenkveranstaltung auf Kithira. Weitere Infos unter http://Kithira.w2eu.net

von Marily Stroux / November 2023

Unter diesem Motto veranstalteten wir am Volkstrauertag den Gedenkgottesdienst für die Toten an den Grenzen Europas. Dieses Jahr war das Zeugnis von Marily Stroux über die Gedenkfeier auf der griechischen Insel Kithira besonders bewegend und in aller Trauer ein Zeichen der Hoffnung.

Am 5. Oktober 2022 ist ein Flüchtlingsschiff mit über 120 Menschen bei starkem Wind an einer Felswand der Insel Kithira zerschellt. mehr als 120 afghanische Menschen, die aus Izmir losgefahren waren in der Hoffnung, in Italien anzukommen, waren an Bord. Sie wollten Griechenland wegen der ständig stattfindenden Pushbacks vermeiden.

Lokale Menschen sind sofort dorthin geeilt und konnten 80 Menschen retten, viele sind noch vermisst.

Ein Jahr später unternahmen wir mit Überlebenden eine Reise zurück nach Kithira. Sie kehrten zurück, um sich bei den Menschen zu bedanken, die sie gerettet haben und um ihrer Liebsten zu gedenken.

Am 5. Oktober 2023 haben wir uns am Strand von Diakofti versammelt in der Einenrung an die Toten und als Dank an die Retter*innen.

Kadije, die ihren liebsten Mann Abdul in dieser Nacht verloren hatte, sagte: „Ich stehe hier und will euch so viele Worte sagen. Aber die Wellen hinter mir machen mich ganz traurig und ich finde die Worte nicht mehr.
Eigentlich wollte ich euch sagen, was die letzten Worte meines Mannes waren. Er sagte: ‚Wer wird uns hier retten?’
Ihr seid gekommen und habt uns unter Lebensgefahr gerettet. Darum sind wir jetzt hier, um uns zu bedanken und euch zu umarmen. Wir sind jetzt eine Familie. Wir werden euch nie vergessen. Danke!“

Zamir, der seine Mutter Parigul, seine Schwester Khatera und seinen Bruder Mohammad Yusuf verloren hat, stand mit dem Rücken zum Meer, das deren Grab geworden war und sagte: „Ich habe hier meine Familie verloren, in diesem Meer. Aber Ihr habt mich gerettet. Ich wollte danke sagen und euch sagen, wenn ich hier weggehe, dann lasse ich euch meine Familie hier. Bitte passt auf sie auf!“

Mit solchen herzzerreißenden Erklärungen von Überlebenden haben mehr als 100 Menschen zusammen mit ihnen am Strand der Toten gedacht und ihre Erinnerung lebendig gehalten.

Eine alte Dame in Schwarz saß die ganzen zwei Stunden auf einem Stuhl am Strand und hörte aufmerksam all den Reden zu, die in Farsi, Deutsch und Griechisch übersetzt wurden. Auch vier Offiziere der Küstenwache, ein Priester und ein Lehrer mit seinen kleinen Schüler*innen waren anwesend.

Die Tage davor hatten die 25 „Reisenden zurück“, darunter 12 Überlebende und Familienangehörige von Vermissten, täglich Begegnungen mit ihren Rettern gemacht.

Dimitris, der den Kran seines Onkels nahm und sich an den Rande des Abgrunds damit stellte und so Khadihe Husein, Masieh und viele andere vor dem sicheren Tod rettete. Kostas, der bei dem Gedenken Klarinette spielte, hatte mit anderen mit Seilen und mit der Kraft seiner Hände mehrere Menschen hochziehen können.

Am Tag davor hatten die Reisenden ihre Retter zu einem afghanischen Essen eingeladen, um sich bei ihnen zu bedanken – ein wunderschöner Ort in einem Tal mit Quelle und Fluss. Hier konnten sich alle ohne Öffentlichkeit in Ruhe in die Arme schließen und sich austauschen.

Viele der lokalen Griech*innen sagten, dass sie bis heute mit niemandem über diese Nacht sprechen konnten. Sie wollten ihre Familien nicht damit belasten. Aber ständig kommen die Bilder vor ihre Augen. Jetzt mit dieser Reise haben sie endlich jemanden, mit dem sie die schmerzhaften Erinnerungen austauschen können.

Ich nehme meine Sonnenbrille nicht ab und Ihr versteht warum“, sagte Giannis.

Und der andere Giannis, der Koch, der, nachdem er Menschen gerettet hatte, um vier Uhr morgens noch seine Kneipe aufmachte und aus allem, was er hatte, noch ein Essen kochte, damit die Überlebenden was zu essen hatte, meinte: „Solidarität ist ein großer Kochtopf.“

Marily Stroux ist seit vielen Jahren in Hamburg u. Griechenland engagiert für die Rechte von Menschen auf der Flucht.



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